Gegen das Vergessen

Kategorie
Diskurs

Gegen das Vergessen

Eszter Salamons „Monument 0.5: The Valeska Gert Monument“ sorgte für reichlich Gesprächsstoff bei der Tanzplattform. Auch die Studierenden der Universität Leipzig waren hin- und hergerissen zwischen Irritation und Faszination. Bloggerin Yana Lebedeva sprach mit zweien von ihnen (im Bild: links Helen Reith, rechts Anna Maria Beck) und beobachtete, dass ein Dialog am wirkungsvollsten gegen das Vergessen von Künstlern und ihrer Kunst schützt.


Von Yana Lebedeva 

Wie kann ein/e KünstlerIn im Gedächtnis der nachfolgenden Generationen bleiben? Und was passiert, wenn ein/e KünstlerIn nur in ihrer oder seiner künstlerischen Vergangenheit wahrgenommen wird? Oder gleich ganz vergessen wird? Eszter Salamons „Monument 0.5: The Valeska Gert Monument“ wehrt sich vehement gegen das Vergessen. Die ungarische Choreografin beschäftigt sich mit der Grotesktänzerin Valeska Gert, geht aber über das Biographische hinaus und öffnet damit Denk- und Kommunikationsräume – mit den ZuschauerInnen, mit der Geschichte, mit der Kunst. 

Einige ZuschauerInnen fühlen sich irritiert und gestört. Andere sind während der Inszenierung in den Prozess involviert, sie lachen, gehen auf die Bühne. Im Anschluss wird heftig diskutiert, niemand kann das Gesehene vergessen. Warum provoziert ein Stück solche ambivalenten Gefühle und Eindrücke? Muss Kunst provokativ und in gewissem Sinne störend sein, um einen Dialog zwischen den ZuschauerInnen und zwischen Generationen zu schaffen? Was berührt besonders die jüngere Generation? 

Während der Tanzplattform 2018 nahmen Studierende von fünf Universitäten Deutschlands (Ludwig-Maximilians-Universität München, Universität Leipzig, Justus-Liebig-Universität Gießen, Ruhr-Universität Bochum und Folkwang Universität der Künste Essen) an der sogenannten Feldforschung teil. Die Arbeit begann schon im Vorfeld der Tanzplattform, der zeitgenössische Tanz war Anlass für speziell organisierte Seminare. Während der Tanzplattform schauten die Studierenden nicht nur die Stücke, sondern kamen auch mit anderen Studierenden, Gästen und Referenten ins Gespräch. Die Themenschwerpunkte waren breit gefächert, von konkreten Inszenierungsfragen bis zur Diskussion darüber, was Tanz und Choreographie in der Gegenwart überhaupt bedeuten und wie man über Tanz schreiben schreiben kann. 

Als wir die KollegInnen der Theaterwissenschaft der Universität Leipzig bei einem ihrer regelmäßigen Diskussionsrunden besuchten, hatten sie als Thema „Monument 0.5: The Valeska Gert Monument“ von Eszter Salamon ausgewählt. Dazu gab es reichlich Gesprächsbedarf. Ein Ergebnis ihrer Diskussion: Sie überlegen, ein Seminar über Valeska Gert zu gestalten. Wenn ein Dialog zwischen den Menschen und zwischen den Generationen beginnt, dann wird kein/e KünstlerIn vergessen. 

Mit zwei Studentinnen der Theaterwissenschaft von der Universität Leipzig haben wir ausführlicher über Eszter Salamons „Monument 0.5: The Valeska Gert Monument“ gesprochen. Im Audiobeitrag geben wir deren Eindrücke wieder.